Hagelschäden 2024 - was ist hier passiert?

Pro-Fuss Ellmau

Am Sonntag, dem 09. 06. 2024, fegte ein heftiges Unwetter mit Sturm und extremen Hagel über das Tiroler Unterland. Das Wetter zog über die Gemeinden Langkampfen, Schwoich, Söll, Ellmau und Scheffau hinweg. 

Neben Schäden an Gebäuden und der Infrastruktur wurden rund 1500 Hektar Waldfläche großflächig geschädigt. Kiefern, Fichten und Tannen verloren teilweise mehr als Dreiviertel ihrer Nadelmasse, wodurch vor allem viele Fichten braun wurden und abstarben.

Die meisten Laubbäume, wie Buche und Bergahorn erholen sich von den Hagelschäden besser und treiben wieder aus. Diese Möglichkeit des Austriebs aus sogenannten „schlafenden Knospen“ ist bei Laubbäumen genetisch verankert und sie sind daher stabiler gegenüber mechanischen Schädigungen, als es die Nadelbäume sind. 

Die geschädigten Bäume werden vom Forstdienst und den Waldbesitzern geschlägert und aus dem Wald gebracht. Viele Aufräumarbeiten sind bereits erfolgt, ein großer Teil in den weniger gut zugänglichen Lagen steht jedoch noch an. Die Aufräumarbeiten hinterlassen große Wunden in der Natur und werden über Jahre das Landschaftsbild stark ändern.

Samenbäume & Schattenspender: Laubholz und Tannen verbleiben vereinzelt im Wald, um als Samenbäume und Schattenspender für die Zukunft zu dienen. Auch die Kiefern am Eiberg werden bewusst stehen gelassen, um den jungen Pflanzen den nötigen Schatten zu spenden, damit diese in den trockenen und heißen Hanglagen wieder gut aufwachsen können und einen neuen Wald bilden. 

Totholz: Auf ausgesuchten Flächen verbleiben abgestorbene Fichten im Gebiet. Das Totholz wird im Lebenszyklus der Natur wieder zu wertvollem Boden. 

Beispielsweise im Bereich „Spitzwald“ in Ellmau ist geplant die Fichten stehen zu lassen. Da in diesem Bereich die Fichten extrem stark geschädigt sind wird davon ausgegangen, dass die Bäume für den Borkenkäfer nicht mehr fängisch sind, weil sie vorher austrocknen. Somit können diese stehen bleiben und Schatten für die bereits vorhandene und noch kommende Verjüngung spenden. Zudem gewährleistet das Totholz noch ca. 15 Jahre Schutz vor Steinschlag, Lawinen, Schneeschub, Bodenerosion und Rutschungen. In dieser Zeit wird eine gute Entwicklung der Verjüngung erwartet. Zudem wurde  in Ellmau in den Waldbereichen unterhalb bereits viel Schadholz gearbeitet. Da sich der Borkenkäfer in der Regel von unten nach oben ausbreitet, dienen die aufgearbeiteten Flächen als Barriere für den Borkenkäfer und Schutz für die darüber liegenden Waldbestände. Aufgearbeitet werden nur vereinzelte Bäume entlang des Höhenweges welche eine Gefährdung darstellen.

Klimafitter Bergwald: Die nächsten Jahre werden die Flächen mit klimawandelangepassten Baumarten aufgeforstet, damit wieder ein klimafitter Schutzwald entstehen kann. Durch die Erwärmung wird sich die Fichte in höheren Lagen wohler fühlen und in unserer Höhenstufe sind Laubbäume wie Bergahorn, Buche, Eiche, Linde, Lärche und Tannen die Baumarten der Zukunft. 

Quellen: Bericht von Dipl. Ing. Patricia Schrittwieser, Bezirksforstinspektion Kufstein; Christian Wallner, Bezirksforstinspektion Kufstein; Thomas Koller, Waldaufseher Gemeinde Söll; Klimafitter Bergwald 

Weiterführende Informationen zu Klimafitter Bergwald: https://klimafitter.bergwald.eu/ 

10.02.2025